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Matthias Degen

Kata Bunkai Teil 1 – Wie kann man mit der Kata lernen?

Aktualisiert: 17. Jan. 2023

Das Zentrum der Übung in den meisten traditionellen Kampfkünsten ist die Kata (japanisch: Form). Für viele Kampfkunstübende sind damit standardisierte Techniken in einem Formablauf (alleine oder mit Partnern) gemeint. Der Ablauf muss gelernt und dann wiederholt werden, um ihn zu festigen. Doch Kata ist mehr als ein rein technischer Ablauf. Jede Kata birgt gewisse Inhalte und Ideen in sich, die sehr vielfältig sein können:

  • Ein Verbindungsglied zur Tradition und eine Zugangsmöglichkeit zu dem Wissen und der Erfahrung früherer Kampfkunstgenerationen

  • Eine Erinnerung an kämpferische Anwendungen (Oyo) und Prinzipien (-> von Oyo zu Kata)

  • Eine Vorbereitung (technisch, geistig und körperlich) auf kämpferische Anwendungen (-> von Kata zu Oyo)

  • Eine Möglichkeit Geist und Körper mit Hilfe von Techniken auszubilden:

    • Die Kata kann eine gewisse geistige Verfassung initiieren

    • Die Kata kann die Achtsamkeit fördern

    • Die Kata kann helfen, den Körper zu stärken und zu üben

    • Die Kata kann helfen, Haltung, Spannungsverhältnisse und Atmung zu verstehen

    • Mit einer Kata können bestimmte Bewegungsmuster oder Motorprogramme gelernt werden

  • Ein Hilfsmittel, um Ki zu fördern und zu erleben

  • Eine Möglichkeit der Gesunderhaltung

  • Ein Auftrag, ein bestimmtes Thema zu studieren

Um die Ideen und die Inhalte einer Kata zu verstehen, mit den eigenen Erfahrungen zu verbinden und die Form so zu eigen zu machen, so dass sie ihren Kern behält, aber sich doch mit unserem Wesen verbindet, ist mehr nötig, als den reinen Ablauf zu üben und ständig zu wiederholen. Dazu muss man sich auf vielfältige Weise mit der Kata beschäftigen. Dies kann man Kata Bunkai nennen. Bunkai wird oft mit Analyse der Kata übersetzt. Kata Bunkai bedeutet für mich Lernen mit Hilfe einer Kata. Dabei ist es unerheblich, ob die Kata vom Formablauf alleine (Hitori Geiko) oder mit einem oder mehreren Partnern (Futari Geiko) geübt wird. Das folgende Schaubild zeigt, wie ich Kata Bunkai interpretiere:


Bun bedeutet "Teilen" und zuerst geht es an die Zerlegung der Grundform in ihre Einzelteile. Die Einzelteile können isoliert, mit anderen Einzelteilen verbunden oder mit Dingen außerhalb der Form erweitert werden.


Kai bedeutet "Auflösen" oder "Lösen" und wird als Wort in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt. So kann Kai bedeuten, dass man ein Rätsel oder eine Aufgabe löst. Es kann aber auch bedeuten, dass sich die Form an sich auflöst. Kai kann auch bedeuten, dass man Einzelteile wieder in den Gesamtzusammenhang bringt bzw. in eine Form zurückbringt/auflöst. Ich kann die Kata oder Aspekte der Kata den Gegebenheiten anpassen, sie versuchen in (halb-)freien Improvisationsübungen anzuwenden oder meine Erkenntnisse aus dem Bunkai wieder in die Kata integrieren.


Erweiterung, Anpassung und Improvisation zähle ich zu den Abwandlungen einer Kata (jap. Henka). Alles zusammen ergibt dann Kata Bunkai und ich werde in separaten Artikeln die einzelnen Aspekte mit Übungsbeispielen genauer beleuchten.


Matthias Degen

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