14.07.2017 – 21.07.2017
Sommer, Sonne, Training, Strand und See…
…intensivstem Muskelkater- und Bräunungsservice inklusive. Oder kurz gesagt: Ein BSK-Trainingslager deluxe im sommerlichen Frankreich. Vom 14.07.2017 – 21.07.2017 trafen sich Karateka, Ninjas und Taijis aus allen Ecken Deutschlands und der Slowakei im Burgund, für eine Woche Kampfkunst pur.
Bevor es am Sonntag mit den offiziellen Trainingen losging, konnten wir den Samstag nutzen um die Umgebung auszukundschaften. Unsere Unterkunft lag unterhalb der Staumauer des großen „Lac de Pannecière“, der direkt zur Abkühlung an den heißen Tagen einlud. Die Trainingstage starteten am Morgen mit einer Stunde Waffentraining. Es bestand freie Wahl zwischen Sai, Tonfa, Hanbo und Schwert. Da ich seit meinem 2. Probetraining dem Hanbo als favorisierte Waffe verfallen bin, habe ich mich in den frühen Morgenstunden dem Stocktraining unter der Leitung von Sensei Peter Schömbs angeschlossen. Wir befassten uns anfangs mit den grundlegenden Techniken, die auch in der ersten Kata vorkommen. Hier hatte ich nochmal die Chance an den Basics zu feilen und mehr auf die Feinheiten der Technik zu achten. Den Fluss der Bewegung zu wahren und Körper und Waffe als Einheit zu bewegen war nicht immer leicht. Ich finde es faszinierend, wie einem plötzlich Dinge auffallen, die nicht selten jahrelang davor übersehen wurden. So oft haben die Lehrer beim Vorführen immer gesagt: Schaut genau hin. Doch wundert man sich immer wieder, warum die Techniken dann bei einem selbst nicht gleich funktionieren. Man bemerkt gewisse Feinheiten in der Bewegung nicht, die den Rhythmus und das Timing bestimmen.
Nach einigen Jahren Training habe ich nun festgestellt, dass man nur durch die eigene Körpererfahrung und einem Gefühl für die Technik einen Blick für diese wichtigen „Kleinigkeiten“ entwickelt. Ich habe mich anfangs immer auf den groben Ablauf der Technik konzentriert und die Feinheiten in der Ausführung nicht gesehen. Jedes Mal derselbe Gedanke: Ich habe doch genau hingeschaut, was habe ich übersehen? Die eigene Ungeduld hindert und blockiert in diesem Moment den persönlichen Fortschritt. Das Grundlagentraining eignet sich immer bestens dazu um bereits lang geübte Techniken von Grund auf neu zu betrachten. Immer wieder kann man dabei Neues entdecken, was zuvor verborgen blieb. Auch wenn ich es zuvor aus reiner Ungeduld nicht glauben wollte, aber die Techniken brauchen Zeit um sich zu entwickeln. Ninjutsu wird auch als „Die Kunst des ausdauernden Herzens“ übersetzt. Eine Kampfkunst lernt man nicht von heute auf morgen, die Ausdauer im Training, Hingabe zur Kunst, die Lernbereitschaft und das Vertrauen in die Lehrer und die Gemeinschaft lassen einen mit der Zeit wachsen und Fortschritt erlangen.
Dies habe ich dann auch in den weiteren Trainingen immer wieder bemerkt. Wir Ninjas haben uns viel mit Würfen und verschiedenen Hebeln beschäftigt. Auch hier galt, Erlerntes zu verfeinern und Bewegungen genau zu studieren. Wechselnde Partner stellen einen dabei immer wieder vor neue Herausforderungen. Techniken die bei einem gleichgroßen Partner kein Problem darstellten, funktionierten bei einem deutlich größerem Gegner plötzlich nicht mehr. Für mich hieß das vor allem erst einmal: Ruhe bewahren, da ich mich gerne über mich selbst aufrege. Der Kopf schaltet sich ein, fühlen ändert sich zu nicht ganz rationalem Denken. Plötzlich ist man selbst das Problem und nicht mehr die Technik. Und wieder die Frage: Warum funktioniert das nicht? Die Gemeinschaft der Gruppe und ein freundlicher Hinweis des Lehrers hilft jedoch auch über diese kleinen Krisen hinweg.
In der Mittagspause durften original französische Eclair natürlich nicht fehlen. Der ein oder andere legte sich zu einem Sonnenbad auf die Terrasse oder sprang zur kurzen Abkühlung in den hauseigenen Pool.
Nachmittags befassten sich alle zusammen unter der Leitung von Sensei Christian Lind und Sensei Ursel Gantke mit den Prinzipien aus dem Jiyu Ippon Kumite, welche in freier Bewegung mit dem Partner studiert wurden. Eine schweißtreibende Angelegenheit in der Mittagssonne, die allen aber sichtlich Spaß machte.
Die Techniken waren nach wie vor vorgegeben, das Timing des Angriffs und das Ashi/Tai-Sabaki konnte der Partner allerdings selbst bestimmen. Durch ständig wechselnde Partner mussten wir uns auch hier immer wieder auf neue Situationen einstellen. Ich bemerkte schnell wie mein Kopf mich in meiner Reaktion hinderte. Diese kurze Sekunde des Überlegens macht einen kurzfristig blind für die Situation und das korrekte Abwehren und Kontern schwierig. Man wurde bei diesen Übungen gezwungen hinzuschauen und gleichzeitig seinem Partner zu vertrauen, dass dieser einen nicht verletzt, falls man zu spät oder falsch reagiert. Gerade für das ganz freie Jiyu kumite fand ich diese Übungen sehr hilfreich.
Nach einem anstrengenden, aber sehr abwechslungsreichen und spaßigem Krafttraining unter der Leitung von Sensei Matthias Degen ließen wir die Abende gemeinsam bei Gitarrenklang oder Gesprächen unter dem Sternenhimmel ausklingen.
Ich danke den Sensei Christian Lind, Ursel Gantke, Peter Schömbs und Matthias Degen sowie allen Teilnehmern für ein wunderbares Trainingslager. Es gibt jedes Mal Neues zu entdecken und zu lernen, ich freue mich schon auf das nächste Mal.
Jacqueline Auen Budokan Bensheim
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