17.10.2015 - 24.10.2015
"Es geht um den Inhalt, viel mehr als um die Form, Es geht um deinen und um meinen Einzelfall viel mehr als um die Norm, es geht nicht um Physik, sondern um Phantasie, Und vor allem geht’s ums Was, viel mehr als um das Wie."
Julia Engelmann, Stille Wasser sind attraktiv
Eine alte Tradition im Budokan und im BSK ist es, sich zusammen zu finden und eine Woche das zu Leben was uns verbindet, die Kampfkunst. Für mich ist es jetzt schon fast Routine ein Trainingslager zu besuchen, manche Abläufe sind verinnerlicht, über gewisse Sachen muss man sich schon kaum mehr Gedanken machen. Sie passieren fast wie selbstverständlich, wie natürliche Handlungen und doch muss man sich stehts zur Aufmerksamkeit ermahnen um auch an Kleinigkeiten wie eine Espressomaschine zu denken.
Ein Trainingslager ist ein wundervoller Ort an dem ich, ich sein kann, indem ich geben kann ohne Befürchtungen zu haben, ein Ort der Budolebt und eine Gemeinschaft existiert die dies trägt. Ich liebe diese Gemeinschaft die unsere Mannschaften, unser Dojo, unseren BSK ausmachen. Durch zahlreiche Seminare, Stunden im Dojo, Tage im Trainingslager habe ich die Menschen kennengelernt die den BSK bilden. Mit vielen bin ich ein guter Freund geworden und noch viel mehr haben mir auf meinem Weg weitergeholfen.
Es ist schön mit einer Gruppe von Freunden in ein Trainingslager zu fahren, man kennt sich, weiß was der Andere zum Frühstück isst, wer ein Bier oder lieber einen Wein am Abend trinkt und wen man Morgens in Ruhe lässt, vielleicht erst nach dem Training und einem Kaffee anspricht. Doch was wäre schon eine Gemeinschaft ohne neue Gesichter. Sicherlich hat das bekannte seinen Reiz, aber man möchte ja auch Andern zeigen, was man selbst erfahren durfte. Und so freue ich mich, dass es diesmal nicht nur Neulinge in unserem „Trainingslager-Stammtisch“ gab sondern auch neue Jugendliche die sich dieser Herausforderung angenommen haben.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass es immer eine nächste Generation gibt, die heran wächst und den Geist des Budo in ihre Welt trägt. Sicherlich wird dieser in Form und Gestaltung anders sein als der Weg der vorherigen Generation, aber solange der Grundton derselbige ist, wird Budo seine Wirkung zeigen. Für mich hatte und hat jedes Trainingslager einen Funken gegeben der sich manchmal mehr und manchmal weniger zu einer Flamme in mir entwickelt hat. Vielleicht sehe ich diesen auch bald in anderen Herzen. Wobei kein Zweifel besteht, dass diese vier schon voller Begeisterung sind. Es war eine absolute Wonne zu beobachten wie die Kids sich durch das Trainingslager geboxt haben, den morgentlichen Trainingen in der Kälte standgehalten haben, selbst vor eisigem Wasser keine Scheu zeigten, die Küche auf Vordermann brachten, Tränen geweint haben beim Zwiebel schneiden und ihre Organe beim Singen erklingen ließen. Aber auch im Gespräch gab es eine wunderbare Resonanz, bei Seminaren haben nicht nur die etwas gesagt, die immer etwas sagen, sondern auch die Jugend hat sich getraut und wundervolle Beiträge geliefert. Für mich war dieses Trainingslager etwas ganz besonderes, denn eine neue Generation ist an den Tag getreten.
Für viele klingt das bestimmt sehr geschwollen, aber alle vier kenne ich schon seid sie als Kinder in mein Training gekommen sind. Auch wenn ich nicht deren Vater bin fühle ich doch eine gewisse Verbindung zu diesen Heranwachsenden. Und nun schaue ich voll freudiger Erwartung auf die nächsten Schritte der neuen Generation, in Hoffnung auf viele weitere zahlreiche Seminare, Stunden im Dojo und Tagen und Nächten im Trainingslager.
Natürlich gilt mein Dank der Gemeinschaft des BSK, die so ein Trainingslager überhaupt erst möglich macht und meinen Lehrern die sich stets mit Hingabe und Aufopferung für diese hingeben.
In der Hoffnung auf viele weitere Abenteuer und Erfahrungen in der Gemeinschaft des Budo verbleibe ich mit besten Grüßen.
Florian Geyer Budokan Bensheim
Hier ein paar Eindrücke von der vergangenen Woche im Herbst TL. Danke an alle, die dabei waren, besonders die Sensei Ursel Gantke und Christian Lind.
Sonnenaufgang mit Kata
Die täglichen Frühtraininge hatten als Thema Heian shodan bis Heian godan. Ablauf, Stellungen, Techniken und die Namen der Techniken wurden von Sensei Ursel Gantke gelehrt, korrigiert und abgefragt, und von uns Kyu’s geübt. Die Zeit verging wie im Flug, fast unbemerkt wurde es hell. Erfrischt ging es in den Tag.
Bassai am Vormittag
Ein Teil des Vormittagtrainings ist dem eigenen Studium der Kata gewidmet. Es finden sich kleine Gruppen zusammen, die gemeinsam üben. Es ist sonnig aber frisch. Wir müssen in Bewegung bleiben, um nicht auszukühlen. Meine Gruppe übt die Bassai Dai. Wir werden von Ursel angehalten, in bestimmten Passagen der Kata ( z.B. der Eingangssequenz) eine bestimmte Schwere in der Technik zum Ausdruck zu bringen. Später stellen wir zusammen fest, dass die einzige Schwere, die wir verspüren, diejenige in unseren Beinen ist. Wir müssen lachen.
Erweitern der eigenen Grenzen
Als die anderen der Gruppe auf die große Wanderung gingen, machten Sensei Ursel Gantke und ich einen Spaziergang mit den Hunden zur Hängebrücke. Über eine Wiese ging ein Trampelpfad hinauf (-steiler als erwartet), ausruhen auf einer Bank (-sonniger als erwartet), zur Hängebrücke. Meine persönliche Angst: das kann ich nicht – das mach ich nicht. So, aber jetzt! Also trotz Höhenangst, rauf auf die Brücke und rüber, ohne lange nachzudenken, einfach machen. Und siehe da: schön war’s.
Nachmittag: Weitergeben
Das Nachmittagstraining ist vorbei, die Gruppe ist zum Teil im Aufenthaltsraum, einige sind auf den Zimmern und ruhen sich aus, andere duschen. Ich sitze mit Finn unten und zeige ihm seine ersten Akkorde auf der Gitarre. Bald schon kann man aus der Akkordfolge eine Variante von „Smoke on the water“ erkennen. Er ist mit Freude bei der Sache und nimmt im Laufe der Woche immer mal wieder das Instrument zur Hand. Später üben wir mit Zoe einen Ed Sheeran Song ein. Zwei Tage später werden wir ihn abends der gesamten Gruppe vorspielen. Es ist für mich eine froh machende Erfahrung, den Kids von dem weiterzugeben, was mich selbst so fasziniert, und sie so offen, so lern und begeisterungsfähig zu erleben.
Wir haben in der Dorfkneipe/im Dorfrestaurant einen Tisch bestellt und uns alle dort eingefunden. Hunde sind erlaubt (aber nicht auf den Sitzgelegenheiten). Manchmal hört man von unter dem Tisch einen geknurrten oder gebellten Kommentar zu anderen vierbeinigen Gästen, die an unserm Tisch vorbeilaufen. Ich fühle mich an ein Famlilientreffen erinnert: die Jungen sitzen an einem Ende des (langen) Tisches, unterhalten sich für sich, ohne jedoch von der gesamten Kommunikation ausgeschlossen zu sein. Es wird viel geredet und viel gelacht. Milan macht mit seinem Smartphone ein Panoramabild der ganzen Gruppe. Man (ich jedenfalls) bemüht sich, nicht doof zu gucken.
Ich genieße die leichte, ungezwungene Atmosphäre des Abends.
Gemeinschaft macht budo
Wenn wir in ein Trainingslager fahren wollen wir als Gemeinschaft zusammen trainieren, kochen, Gespräche führen, Musik machen, aufräumen. Voneinander lernen, aufmerksam sein, da sein, sich selbst sein. Dieses Trainingslager hat mir besonders gut gefallen, harmonisch mit ‚jung und alt‘, die Sonne im Gesicht, die Freude unserer Hunde über saftige Wiesen zu rennen. Und zum Schluss unsere erschöpften Muskeln – Ja, wir haben etwas geschafft!
Tatjana Cring, Budokan Bensheim Peter Mussler, Saarbrücken
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