Seminarberichte des BSK
07.05.2022 - 08.05.2022
Leitung: Sensei Christian Lind






Seminarberichte des BSK
Juni 2021
Leitung: Gabi Fischer-Lind
Kennst du das Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“?
Daraus stammen diese Verse:
„Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.“
„Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst du deine Ruh!
Als ich unter den großen Linden stand, kam mir sofort dies Lied in den Sinn. Süß, die Bienen in den Blüten wie tanzend, betörend, die Blätter weich rauschend, zum Rasten einladend, die Gedanken schweifen lassen, vor sich hin träumen…Es war ein herrliches Gefühl, einfach zu entdecken, welche Pflanze mich umgibt und wie sie mich berührt.
Nach dem intuitiven Spüren, gab es von Gabi Fischer-Lind noch viel Wissenswertes über die Linde zu erfahren. So ist die Linde aus chinesischer Sicht ein Frauenbaum bzw. dem Yang zugeordnet. Auch über die Verwendung der Blüten, des Holzes oder von mythischen Geschichten habe ich Neues gehört.
Das wirkliche Gegenteil habe ich dann beim Betreten des Kronenkreises einer Eiche erfahren. Ich spürte ich die volle Widerstandskraft und die Macht, die ein Baum ausüben kann. Hier war es nicht so leicht, sich zu nähern und einfach unter dem Blätterdach zu rasten. Stark, stolz und etwas derb, so kam sie mir vor. Ein unsichtbarer Panzer schützte den Baum vor Eindringlingen wie mir…
Das Arbeiten mit Pflanzen beschäftigt uns im Qigong schon seit Längerem. Es ist für mich ein überaus spannendes Thema, da ich selbst einen großen Garten pflege und auch beruflich mit Pflanzen zu tun habe. Die neuen Sichtweisen und das vielfältige Wissen, was Gabi an uns heranträgt, verändern auch meinen Blick auf die Pflanzenwelt. Die Pflanze als lebendiges Wesen mit all ihren Ausdrücken wahrzunehmen, sie mit Achtung und Respekt zu betrachten, ist eine Fähigkeit, die wir Menschen besitzen … einfach wunderbar.
Ich freue mich schon auf das nächste Seminar zum Thema Pflanzen und Qigong.
Irina Felber
Furyukan Königsbrück
Der Flug der 10 Wildgänse oder die sanfte Beharrlichkeit
Zu Beginn möchte ich meine Hochachtung an Gabi aussprechen, die 5 Tage lang, 10 Wildgänse in 2 Gruppen durch 2 Formen jongliert hat. Das sind ungelogen 128 Einzelbewegungen. Gabi war auf Zuruf in der richtigen Form, an der richtigen Stelle und hatte den richtigen Input für die jeweils Übende parat. Wow kann ich da nur sagen.
Das Wetter hat uns raus gelockt und belohnt. Wir konnten an schönen Plätzen unter freiem Himmel unsere Wildganstage in vollen Zügen genießen.
Ich selbst habe mich aufgemacht, um die zweite Form zu erlernen. Sie ergänzt sich sehr schön zur Ersten und lässt uns durch das Beklopfen, Streichen, Dehnen und Öffnen von Akupunkturpunkten und Meridianen mit dem Qi direkt üben, um mehr noch eine Verbindung zum Ursprung herzustellen. Wir waren wirklich fleißig und haben in beiden Gruppen es geschafft, die Formen zu vollenden. Auch wenn uns die zweite Form, die auch „nur“ 64 Bewegungen hat, viel länger erschien.
Nach der Mittagspause konnten wir den theoretischen Ausführungen von Gabi über die Symbolik der Wildgans, sowie dem Zusammenhang mit dem I Ging und des Übens selbst, mit und in der Form lauschen.
Eine weitere schöne Abwechslung zum Formen lernen, war die morgendliche Schüttelstunde. Erst ein Überwinden, dann ein Spüren und schlussendlich ein Genießen des Gefühls, etwas abgeworfen und gelöst zu haben und sich viel freier und lockerer zu fühlen.
Ich fahre mit einer Flut an Bildern, Formen, Bewegungen, Übergängen und Eindrücken nach Hause und hoffe sehr, dass ich dort in die Form gleich wieder reinfinde, um sie einzuschleifen und weiter zu formen, um bald mit den anderen Wildgänsen gemeinsam wieder einmal einen Ausflug starten zu können.
Armin Fischwengler schrieb: „ Wenn Qigong wie ein Garten ist, dann ist Wildgansqigong die schönste Blume in ihm.“
Und so ist es. Es macht einfach nur Spaß, sich durch die Formen gleiten zu lassen und nur den Wind und die Sonne um die Flügel zu spüren.
Danke Gabi, fürs Vorausfliegen
Madeleine Warken-Jugl
Kampfkunstzentrum Weil am Rhein
Wildgans – Qigong – Trainingslager
Ein ungewohnt anderes Trainingslager führte uns in diesem Spätsommer im Budokan Bensheim allmorgendlich um 9 Uhr zusammen und ließ uns gegen Abend wieder auseinanderflattern.
Das Flattern ist eine wesentliche Bewegung die beim Dayan Gong geübt wird. Sie imitiert das Flügelschlagen und ist wie viele Bestandteile der Form eng an körperliche Gewohnheiten im Lebenszyklus einer Wildgans angelehnt. Es ist faszinierend zu spüren, wie sehr man „Gans“ werden kann – mit dem Morgentau spielen, sich putzen, etwas watscheln, etwas Flattern, Futter naschen, sich in die Lüfte erheben und fliegen, ein Nest bauen…
Gabi begleitete uns mit viel Hingabe beim Erlernen von neuem und dem Wiederholen bekannter Formenabschnitte. Die Übungsorte im Kloster Lorsch – mit den von der Bewässerung saftig grünenden Rasenflächen – bis zum Weinberg – mit trockenen Bäumen, die schon ihre Äste abwarfen und den verdorrten Wiesen, die farblos in der Spätsommerwärme knisterten – konnten verschiedener nicht sein. Auf der frischen Wiese, die am Morgen noch mit Wasser benetzt war, fühlte sich die Wildgans sehr frisch und lebendig an, am Nachmittag, auf dem Berg, war sie schon etwas müde, blieb aber doch beharrlich, ausdauernd und hielt eben durch – eine Bandbreite, die typisch ist für das Wesen des Vogels selbst.
So verflogen förmlich fünf Tage und die Routine, die sich beim Üben einstellte, gab beste Grundlagen für die nächsten Flüge daheim.
Danke für die vertraute Gemeinschaft.
Irina Felber
Furyukan Königsbrück
27. Juni - 28. Juni 2020
Leitung: Gabi Fischer-Lind
Mit Pflanzen meditieren
Im Qigong üben wir Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Beobachtung in erster Linie an uns selbst. Wir schauen genau hin oder anders ausgedrückt: wir üben unsere Intuition (lat. intueri = genau hinsehen, anschauen). Dieses Üben ist uns nun schon über die Jahre vertraut. Gemeinsam mit Gabi Fischer-Lind erweitern wir unseren Übungsradius immer wieder: z.B. beim Baum-Qigong oder beim Singen von Mantras.
So ist das Üben mit (Heil)Pflanzen ein weiteres Schulen unseres bewussten Umgangs mit den uns umgebenden Lebewesen. Da ich mich liebend gern im Garten und in der Natur aufhalte, ist für mich die Kontaktsuche mit Pflanzen ein spannendes Thema.
Beim stillen Gang über die Wiese waren es für mich der Wegerich, die Ochsenzunge und der Beifuß, die einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Mit der Wahrnehmung durch alle Sinne wurde es mir möglich mich nach und nach intensiver mit den einzelnen Pflanzen zu beschäftigen. Ganz banale Erkenntnisse, die man im alltäglichen Leben ausklammert, wurden mir allein durch das Betrachten der Pflanzen deutlich. Werden und Vergehen, Aufblühen und Absterben, Geburt und Tod. Jede Pflanze zeigt alle wiederkehrenden Prozesse in wunderbarer Vielfalt.
Ob ein sich Verströmen, Verschwenden, ob ein sich Sammeln, ob ein entschiedenes Stehen, ob ein sich anschmiegendes Wogen, ob verspielt, ob klar strukturiert – die Aufzählung von Beobachtungen könnte Seiten füllen. Ich saß vor den einzelnen Pflanzen und schien in einem nicht enden wollenden Buch zu lesen – vor meinen Augen entdeckte ich wieder und wieder neue Bilder. Einige meiner Betrachtungen habe ich skizziert:
Für dieses sehr inspirierende Seminar möchte ich mich bei Gabi herzlichst bedanken.
Irina Felber
Furyukan Königsbrück
Die Wirkung von Kräutern, wilden Sträuchern und Blumen auf mich persönlich, wurde auf wunderschönen Sommer- und Streuobstwiesen erspürt. Dabei wurden alle Sinne erforscht und erstaunliche Facetten entdeckt. Besonders war auch der Sonntagvormittag im Kräutergarten in Lorsch. Vor einer historischen Kulisse durften wir in einen duftenden, farbenfrohen und vielfältig, liebevoll gepflegten Kräutergarten eintauchen.
Sabine Handrich
Furyukan Königsbrück
Rückblickend war es eine beseelte Auszeit am Sonntag im Kräutergarten der Klosteranlage Lorsch.
Während mir die Hitze des Vortages noch in den Beinen steckte, boten mir die Qigongübungen im Schatten und Schutz der alten Bäume ein gelungenes Angebot, ausgeglichener den neuen Seminartag zu beginnen.
Gabis Anleitung folgend, war es die einzige Distel der Wiese, die mich an diesem Morgen letztendlich in ihren Bann zog. Dass Gabi das Wort mäandern benutzte, um uns auf das Pflanzengigong einzustimmen, gefiel mir. Ich hatte es erst vor kurzem in anderem Zusammenhang für mich entdeckt.
Die kräftige Blütenfarbe und ihr Mut als Solitärpflanze aus den anderen Wiesenpflanzen herauszuragen, inspirieren, mich der Distel zu nähern. Ihre süßlich duftenden, federweichen Blütenblättchen stehen im krassen Gegensatz zu allen anderen Pflanzenteilen. Auch nur da oben an dieser Stelle spüre ich so etwas wie die Energie dieser Pflanze.
Sich auf die Natur, in diesem Fall eine Distel einlassend, schenkte mir diese Gedanken:
Ich muss! sie genauso stehenlassen, unmöglich etwas zu verändern oder abzuzupfen. Zwar ist sie einzeln unter den vielen anderen Geschöpfen, dafür unglaublich anmutig, wohl wissend wie perfekt ihre Gestalt sie schützt. Sie strahlt Selbstbewusstsein aus. Sie bietet mir an, mit ihr genau diesen Augenblick meditativ zu genießen.
Ute Lachmann-Ludwig
Furykan Königsbrück